In Zeiten des Internets lassen sich Informationen sehr schnell abrufen. Man informiert sich mit wenigen Mausklicks "mal eben" über verschiedenste Dinge. Leider werden - neben wertvollen Beiträgen - auf diese Weise auch schnell Unsinn, Halbwissen und Gerüchte erfolgreich verbreitet. Wir nehmen dies zum Anlass, auf einiges einzugehen, das uns in puncto Maremmano am Herzen liegt.
"Ein Herdenschutzhund verhält sich Menschen gegenüber grundsätzlich aggressiv und ist deshalb gefährlich" gehört eindeutig in die Kategorie "Unsinn". Richtig ist, dass der Maremmano ausgesprochen territorial veranlagt und reserviert ist. Er wird Fremde warnend verbellen und das eigene Grundstück abschirmen. Aber er tendiert grundsätzlich nicht dazu, jeden Tag einen Briefträger zu verspeisen. Sein Verhalten hat einen eher warnenden Charakter. Man sollte dies besser nicht ignorieren.
"Ein Maremmano muss arbeiten und gehört nicht ins Haus."
Das ist nicht zutreffend. Auch wenn ein Maremmano mit allen Herdenschutzhund-typischen Eigenschaften geboren wird, ist es bei sorgsamer Prägung ohne weiteres möglich, ihn in die Hände verantwortungsvoller Menschen zu geben. Er wird sich, sofern er seinen Wach- und Schutzinstinkt ausleben kann und so souverän geführt wird, wie er selber ist, im Familienverband optimal entwickeln und ein liebevolles Mitglied sein.
Hütehunde-Treibhunde-Herdenschutzhunde
Für viele sind diese Bezeichnungen verwirrend oder, was schlimmer ist, ein- und dasselbe. Tatsächlich verbergen sich hinter diesen Begriffen verschiedene Spezialisten, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und Charaktereigenschaften sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen!
Es ist wichtig, das Wesen der ursprünglichen Aufgabenfelder zu verstehen, denn daraus ergeben sich die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Hunde:
Das Aufgabengebiet des Herdenschutzhundes ist ausschließlich der Schutz und das Bewachen der Herde, ohne sie zu beeinflussen. Im Gegensatz zu den Hüte-und Treibhunden, z.B. den (bedauerlicherweise) in Mode gekommenen Border Collies und Australian Sheperds, verhält sich ein Herdenschutzhund neutral gegenüber den ihm anvertrauten Nutztieren. Der Maremmano drückt nicht; er treibt weder die Herde in eine bestimmte Richtung noch sammelt er versprengte Tiere wieder ein.
Wenn man diesen Hintergrund kennt, wird klar, warum ein Maremmano im Alltag nicht Everybody's Darling sein kann und will! Es liegt in seinem Naturell, sich bei Unbekanntem vorsichtig, abwartend oder auch argwöhnisch zu verhalten. Er beobachtet zunächst aufmerksam und kritisch, wägt ab und zeigt dann eine selbstgewählte, angepasste Verhaltensreaktion. Dazu gehört vor allem die Kontaktaufnahme. Ein Maremmano nimmt sich Zeit zu prüfen. Entweder stellt er dann den Kontakt von sich aus her oder er ignoriert eine Person, weil sie ihn nicht interessiert.
Deshalb ist es von Bedeutung, generell seine Individualdistanz zu respektieren.
Zusammenfassend bleibt uns nur zu sagen: Ein Maremmano ist ein wunderbarer Gefährte, wenn man sein Wesen erkennt, ihn achtet, versteht und seine herausragenden Eigenschaften sinnvoll lenkt!