Eine Woche mit Zucchini

Hallo ich bin’s, Euer Zucchini,

ich kann Euch sagen, ich hab was erlebt. Vor einer Woche, am 20.06.2020, wurde ich in einem großen Transporter in eine Transportbox gesteckt, zusammen mit einer anderen Hündin. Die hatte furchtbar Angst. Ich sollte sie beruhigen, dabei war ich selber mehr als aufgeregt. Man hat mir gesagt, ich reise jetzt in mein neues Zuhause. Ganz verstanden hab ich das nicht. Aber da ich ein cooler Kerl bin, hab ich mir das natürlich nicht anmerken lassen. Nach einer sehr langen Fahrt hat der Transporter plötzlich angehalten. Ich wurde aus meiner Box geholt und in die nächste Box gesteckt. Allerdings war der neue Transporter viel kleiner und ich war der einzige Hund.

 

Jetzt bekam ich doch ein etwas mulmiges Gefühl. Wo waren alle anderen und warum durfte ich nicht bei ihnen bleiben? In dem neuen Transporter saßen drei Menschen (ein Mann, eine Frau und ein Halbwüchsiger). Die haben ganz komisch gestrahlt und sich total gefreut. Warum? Wegen mir? Hmmmmm…. Irgendwie waren sie ja ganz nett. Nur haben sie so komisch gesprochen, ganz anders als ich es gewohnt war. Aber die Stimmen waren freundlich und so habe ich mich schnell wieder entspannt. Dann hielt auch dieser Transporter plötzlich an. Ich wurde herausgetragen und auf den Boden gesetzt. Plötzlich kam ein Hund zu mir, hat mich vorsichtig beschnüffelt. Olalala, welch eine hübsche Lady. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Dann hat der Mann (der sich als mein neues Herrchen herausstellte) uns beiden Würstchen gegeben.

 

Ich hab sie mal ganz vorsichtig genommen. Angie, die Hündin, hat sie sofort verschlungen. Hmmm…. jaaa…. Hat ganz gut geschmeckt. Dann hab ich diesen großen eingezäunten Zwinger (meine Menschen sagen, das nennt man Garten) erkundet und hab ihn auch gleich markiert. Anschließend sind wir in ein Haus gegangen und ich wurde in ein tolles Bettchen gesetzt. Man sagte mir, das wäre jetzt meins. Wow. War das bequem…

 

Dann bekamen wir was zu essen. Ich hatte Hunger und hab alles aufgefuttert.

 

Dann hab ich mich in mein Bettchen gelegt. Ich musste das Ganze erst mal verdauen (und damit meine ich nicht nur das Futter). Meine Menschen erzählten mir, dass sie so lange auf mich gewartet haben, dass sie so froh sind, dass ich nun endlich da bin. Sie wollten mir eigentlich einen anderen Namen geben, aber je länger sie auf mich warten mussten, umso mehr gefiel ihnen mein Name. Also haben sie beschlossen, dass ich meinen Namen behalten darf.

Da ich ein Haus nicht gewohnt war, wollte ich raus. Aber ich durfte nicht. Das fand ich blöd. Ich hab mich dann demonstrativ vor die Türe gelegt. Aber nichts zu machen. Die blieb zu.

 

Dann sind der Mann und der Junge die Treppen ins obere Stockwerk gegangen. Nur die Frau blieb bei mir. Sie hat sich ihr Bett gemacht und gesagt, wir sollen jetzt alle schlafen. Als es dunkel war, hab ich erst mal alles beschnüffelt und bin hin und her gewandert. War ja klar. Ich bin ja davor 24 Stunden eingesperrt gewesen. Aber einen Ausgang hab ich trotzdem nicht gefunden. Plötzlich hat meine feine Nase etwas erschnüffelt. Da war der Beutel, den mein Frauchen bei der Übergabe bekommen hatte. In dem Beutel war mein Pass. Den hab ich dann mal aus der Handtasche geholt und vor die Türe gelegt. Auch mein Halsband war drinnen. Das hab ich daneben gelegt. Wenn die mich hier einsperren, kann ich gleich wieder zurück. Da kenne ich mich wenigstens aus. Hallo?? Wo ist das Taxi?? Frauchen hat das mitbekommen, ist aufgestanden und hat die Sachen wieder eingeräumt. Heimlich, als sie geschlafen hat, hab ich sie aber wieder rausgeholt. Irgendwann hab ich mich dann doch mal schlafen gelegt.

 

Am nächsten Tag hat mir mein Frauchen ein Geschirr angelegt und ist mit mir und Angie bei Sonnenaufgang spazieren gegangen. Auf dem Weg hat es überall gut gerochen. Und das Gras war ganz hoch und noch feucht. Sowas kenne ich ja gar nicht. Aber plötzlich standen neben mir große Ungeheuer. Die machten „muhhh“. Das gefiel mir gar nicht und ich wollte schleunigst wieder zurück. Weg von diesen Ungeheuern. Frauchen hatte ein Einsehen und

wir sind wieder nach Hause gegangen. Nachmittags hat mich dann Herrchen wieder in einen Transporter (sie nennen es Auto) gesteckt, zusammen mit Angie und wir sind wo hingefahren, wo ich weit über die Felder sehen konnte. Wow. Das hat mir gefallen. Ich hatte eine ganz lange Leine und konnte mich endlich richtig bewegen und austoben. Das war toll.

Und dann hab ich meiner neuen Familie gezeigt, was noch in mir steckt. Am Weg war eine schöne, schlammige Pfütze. Huiiiiii. Hinein und hinlegen und alle Viere von mir strecken. Das tat gut. Meine neue Familie hat gelacht und festgestellt, dass ich ein Erdschwein bin. Hä?? Ich bin doch ein Hund!! Na ja, das war jedenfalls nicht das einzige Mal, dass ich das gemacht habe.

Inzwischen passen Herrchen und Frauchen auf. Aber dafür gehen sie jetzt dort hin, wo ich richtig ins Wasser kann. Das macht Spass.

Frauchen sagt, ich hab mich toll eingelebt. Im gut eingezäunten Garten darf ich mich inzwischen frei bewegen.

 

Ich bin aber auch nur dort, wo Frauchen oder Angie sind. Geht Frauchen ins Haus, geh ich mit rein. Geht sie in die Küche, folge ich ihr, geht sie ins Bad - wird mir die Türe vor der Nase zugemacht. Hmmm... Dann warte ich halt davor - oder, wenn es zu lange dauert, legt ich mich auf die Couch, bis sie wieder kommt. Manchmal liegt auch meine neue Freundin Angie drauf, dann liegen wir nebeneinander…

…oder schauen gemeinsam, wer uns besuchen kommt.

 

Das Wort, das ich in letzter Zeit immer mehr höre (und auch schon auf Deutsch gut verstehe) ist: „Nein.“ Man oh man. Nichts darf man. Was ist so schlimm, wenn ich auf den Tisch springe? Oder versuche, Kleidungsstücke zu klauen? Oder vom Tisch was stibitze? Oder versuche, mich zwischen Angie und Herrchen/Frauchen zu drängen, wenn sie gerade geliebkost wird? Oder den Kaminofen markiere? Herrchen und Frauchen nennen das Erziehung. Ich finde „Erziehung“ doof. Aber wenn sie meinen, ich will es mir ja nicht verderben. Ich fühl mich nämlich hier sauwohl.

 

Gestern haben wir Party gemacht. Aber nicht, wie ihr Menschen das kennt. Herrchen und Frauchen sind mit mir und Angie losgezogen. Herrchen ist dann mit Angie zu deren Freundin und Nachbarin (die ich inzwischen auch schon gut kenne) gegangen. Frauchen hat mit mir gewartet. Dann ist plötzlich Herrchen zusammen mit Angie und der Nachbarin zurückgekommen. Die Nachbarin hatte auch einen Hund dabei. Den hab ich bis jetzt noch nie mit ihr gesehen. Da musste ich doch gleich mal schauen. Hmmm… Der Geruch kam mir ja bekannt vor. Uiiiiii, noch eine Lady!! Und ich hab sie doch schon mal gesehen: Die war mit mir in dem großen Transporter, der aus Italien gekommen ist! Unsere Nachbarin nennt sie Gina, mir ist sie jedoch noch unter dem Namen Capri bekannt. Wir sind dann zu dritt losgezogen (natürlich mit unseren Menschen).

 

Das war ein Spass. Obwohl Gina noch sehr zurückhaltend ist. Wir haben dann eine große Gassirunde gedreht und dabei noch zwei andere Hunde (einen Rüden und eine Hündin) getroffen. Party zu fünft!! War cool. Obwohl mir der Rüde nicht so sympathisch war. Der war groß und schwarz und hat sich ziemlich aufgespielt und Gina immer wieder bedrängt. Dem musste ich dann mal meine Meinung sagen, dass er sich hier nicht wie ein Prollo aufführen soll. Die beiden anderen Hunde sind dann aber schnell wieder gegangen und wir sind wieder zu dritt weitergezogen. Natürlich musste ich auf der Runde noch kurz ein Bad nehmen (man will ja gut duften, wenn man in Begleitung von zwei so tollen Damen ist ;-) ). Nur Angie springt immer weg, wenn ich mich anschließend schüttle. Sie ist nämlich ein bisschen wasserscheu und nicht so begeistert, wenn ich das mache.

Also, ich muss sagen: Ich bin hier in Deutschland angekommen. Ich möchte nicht mehr zurück. Meine traurige Vergangenheit lasse ich weit hinter mir. Ich möchte mich jedoch noch bei meiner Betreuerin auf Hope und allen anderen bedanken, die sich für mich (und meine Geschwister) eingesetzt haben.

 

Na denn, ich verabschiede mich dann jetzt von Euch mit einem lauten „Wuff“ und möchte auf diesem Weg auch andere Menschen ermutigen, sich einen Kumpel oder eine Kumpeline von mir zu holen. Wir sind so dankbar und machen Euch Menschen soooooo viel Freude.

 

In Liebe

Euer Zucchini