Im April 2022 erfuhren wir von einem dreijährigen Kettenhund. Eine unserer Kolleginnen, die sich auf Sardinien um herrenlose Hunde kümmert, entdeckte ihn bei einen ihrer Rundgänge auf einem ziemlich verwahrlosten Grundstück. Er war an einer nur ca. 1,50 Meter langen Kette angebunden, hatte weder Wasser noch Futter und nur eine alte Blechhütte diente ihm als Schutz vor Nässe und Kälte. Die Kollegin beobachtete ihn über mehrere Monate, brachte ihm heimlich Futter und Wasser, aber irgendwann konnte sie es nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren, diesem armen Hund nicht zu helfen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und suchte den Besitzer auf. Sie fragte nach, warum der Hund an einer so kurzen Kette liegt und die Antwort des Mannes verschlug ihr fast die Sprache. Dieser Hund sei nicht gut, sagte er. Er hätte als Welpe!!! Schafe angebellt und sei ihnen hinterher gerannt. Das Problem sein aber nun beseitigt, denn jetzt könne ja nichts mehr passieren. Unsere Kollegin informierte uns darüber und fragte nach, ob wir, wenn sie den Besitzer überzeugen könnte, uns den Hund zu übergeben, ihn dann aufnehmen würden. Natürlich sagten wir zu, aber natürlich musste zuerst noch der Besitzer zustimmen. Gott sei Dank tat er das sofort und somit konnten wir den Hund, den wir Nicky tauften, denn er hatte noch nicht einmal einen Namen, nach Hope holen. Hier zeigte sich das Ausmaß seiner langjährigen Vernachlässigung. Nicky war ein „hündisches Wrack“, traumatisiert, abgemagert und von Flöhen übersät, aber das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass sein Halsband, welches man ihm als Welpe angelegt hatte, ins Fleisch eingewachsen war. Es dauerte viele Monate, bis Nicky erste Fortschritte machte, aber das Glück war, dass Karin und Günter nun auch auf Hope waren und Claudia bei der Arbeit mit Nicky unterstützen konnten. Nicky lernte nun, dass Zweibeiner durchaus freundlich sein können und wieder ein paar Monate später, hatte sich Günter sein Vertrauen erarbeitet. Mittlerweile waren schon fast 2 Jahre vergangen, aber die ganze Mühe zahlte sich aus, denn Nicky war nun vermittlungsfähig. Obwohl er regelmäßig in den Vermittlungsforen aktualisiert und über seine Fortschritte berichtet wurde, bekam er nicht eine einzige Adoptionsanfrage, aber wir wären ja nicht saving-dogs, wenn wir aufgeben würden. Zudem haben wir so viele tolle Pflegestellen und eine davon meldete sich dann im Juni bei uns und bot Nicky einen Pflegestellenplatz an. Riesige Freude bei uns allen und Nickys Reise in ein neues Leben begann am 30.06.2024. Auf der Pflegestelle leben bereits 2 Hunde und 6 Katzen und Nicky fügte sich sofort ins Rudel ein. Immer freundlich zu allen Zwei- und Vierbeinern hatte er schnell eine kleine Fangemeinde um sich aufgebaut, alle Menschen, die er kennenlernte, waren von ihm begeistert. So kam es dann auch, dass er bei einem Hundetreffen seiner Familie begegnete, die sich sofort in ihn verliebte. Es fanden mehrere Besuche statt, damit Nicky schon einmal Kontakt aufnehmen konnte und der Abschied von der Pflegestelle ihm nicht so schwer fiel. Am 11.10.2024 war es dann soweit, Nicky zog in sein neues Zuhause nach Meerbusch, in dem er schon sehnsüchtig erwartet wurde. Nun sind ein paar Tage vergangen und dort läuft alles bestens.
Vom Kettenhund zum Prinzen. Kann es ein schöneres Happy-End geben?