Alles begann im August 2020, als wir Abbanons künftige Familie kennenlernten. Ein Vorbesuch war schnell organisiert und alles passte wunderbar. Abbanon hatte ihr Zuhause gefunden und würde bald reisen - dachten wir. Aber kurze Zeit später spitzte sich die Lage für alle Hunde im Canile Europa, wo Abbanon mit vielen ihrer Leidensgenossen festsaß, drastisch zu: Das berüchtigte Hundelager wurde von Amts wegen geschlossen und man begann systematisch, die Insassen in andere Canili umzusetzen. Wir versuchten, so viele Hunde wie möglich noch rechtzeitig dort herauszuholen, was nicht immer gelang. Ganze LKWs voller geschundener Seelen verschwanden mit unbekanntem Ziel.
Jedoch bekamen wir die Zusage, dass wir Abbanon und weitere Hunde noch übernehmen durften. Am Abholtag übergab man uns jedoch nicht alle, weil aus uns unbekannten Gründen für einen Teil der Hunde eine Unterschrift auf den Dokumenten fehlte. Diese Hunde waren Abbanon, Lentina, Carol, Wally und Ella. Vor unseren Augen wurden die Mäuse abtransportiert mit unbekanntem Ziel. Es war ein Albtraum…
Aber aufgeben ist bei uns keine Option. Unser Vermittlungsvorstand setzte alle Hebel in Bewegung, um „unsere“ Hunde zu finden! Nachdem wir wussten, in welchem Canile Abbanon und die anderen gelandet waren, begann ein endloser Kampf mit der sardischen Bürokratie. Es galt, neue Verwaltungswege zu eruieren, an andere Türen zu klopfen, neue Kontakte zu knüpfen. Man braucht dafür sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl, denn mit Druck erreicht man lediglich das Gegenteil. Es kam uns oft vor wie ein Kampf gegen Windmühlen, nichts tat sich. Aber wir sind lange genug dabei um zu wissen, dass sich Beharrlichkeit auszahlt. Durch unsere Kollegen vor Ort waren wir stetig präsent und wiederholten unsere Anfragen wieder und wieder. Der erste Teilerfolg nach mehr als einem halben Jahr: Hündin Ella durfte als Erste im Dezember nach Deutschland kommen! Für die anderen vier Hunde gab es leider kein OK. Aufgrund der Pandemie waren die meisten Behörden schon längere Zeit geschlossen, was uns zusätzlich Bauchschmerzen bereitete – es tat sich nämlich absolut nichts mehr. Wir konnten Abbanons Familie und auch den vielen Menschen, die mit uns um unsere Hunde bangten, immer nur sagen: Es gibt leider noch keine Neuigkeiten. Bei Abbanons Menschen lagen verständlicherweise die Nerven blank. Täglich schauten sie auf unsere Homepage, hoffen auf Neuigkeiten, fieberten mit. Auch wenn sie wussten, das wir uns in diesem Fall natürlich sofort persönlich gemeldet hätten. Aber irgendwie musste man die Achterbahn der Gefühle beschäftigen, etwas tun gegen die Hilflosigkeit.
Im Januar 2021 dann die große Überraschung - es bewegte sich etwas bei den sardischen Behörden: Alle VIER durften reisen! Abbanon und ihre 3 Leidensgenossen kamen aus dem Canile frei und zunächst nach HOPE –in Sicherheit! Jetzt endlich konnten wir Abbanons Familie die erlösende Neuigkeit überbringen, ihnen Videos und Fotos ihres Mädchens schicken. Trotz aller Verzweifelung, die sich nach so vielen Monaten breit machte, haben sie unbeirrbar an Abbanon festgehalten, nie die Hoffnung verloren. Dafür unseren größten Respekt – so eine Zeit wünscht man wirklich niemandem.
Auch bei allen Mitarbeitern von saving-dogs hörte man den Hinkelstein plumpsen, der uns vom Herzen fiel. Für manch einen, der dieses Happy End jetzt gerade liest, sind es vielleicht „nur“ Worte, aber für die Menschen, die auf Abbanon, Lentina, Carol und Wally so sehnsüchtig gewartet haben, war es ein unbeschreibliches Glücksgefühl, Freude pur.
Am 06.02.2021 war es endlich soweit…alle 4 Mäuse kamen in Deutschland an. Abbanons Familie war natürlich aufgewühlt und nervös als der Moment nahte, auf den sie so lange gewartet hatten. Abbanon selbst war durch die vielen neuen Eindrücke vollkommen erstarrt – verständlich! Auf der Heimfahrt verteilte sie aber dann schon viele „Küsschen“ und schmiegte sich wohlig an ihr Frauchen.
Die ersten Tage im neuen Zuhause waren allerdings erst einmal strubbelig: Abbanon wollte nämlich ihr Frauchen ganz für sich alleine. Das ist absolut nachvollziehbar, nach so langer Zeit ohne Zuwendung und Streicheleinheiten. Die Liebe, die Abbanon nun kennenlernte, nahm sie unfassbar schnell an. Die beiden bereits vorhandenen Hunde der Familie waren ihr da ein Dorn im Auge, denn teilen mochte sie ihren gerade erst gewonnenen „Schatz“ zunächst nicht. Sie versuchte immer wieder, die anderen beiden zu begrenzen und zeigte dies auch durch Schnappen. Toby, der kleine Rüde, ließ sich jedoch davon nicht beirren und sagte Abbanon klar seine Meinung dazu. Adele, die alte Hündin, zog sich immer weiter zurück. Sie lag oft nur noch in ihrem Körbchen und wollte auch nicht mehr fressen. Bei aller Liebe zu Abbanon war der Familie klar, dass dies kein Zustand ist und sie mit ihrem Neuzugang arbeiten müssen. Sie zeigten Abbanon Grenzen auf, liebevoll aber bestimmt. Es waren anstrengende Wochen, aber aufgeben? Nein!
Stand Heute: Es wird! Abbanon lernt sehr schnell und ist ziemlich klug. Täglich macht sie Fortschritte. Nun spielt die Maus schon freudig mit Toby im Garten. Alle drei Hunde genießen die gemeinsamen Spaziergänge sowie die gemeinsamen Kuscheleinheiten. Herrchen wird nun noch etwas Überzeugungsarbeit leisten, denn wie viele Hunde, die aus dem Canile kommen, ist auch Abbanon dem männlichen Geschlecht noch nicht so zugetan.
Es war und ist noch ein langer Weg mit einigen Hindernissen und Schwierigkeiten, jedoch eines war und ist immer klar: Das Wort AUFGEBEN gibt es in Abbanons Familie nicht!
Wir freuen uns für die Hübsche, die nun Ida heißt, und ihre Familie riesig und sagen DANKE! Danke, dass Sie nie die Hoffnung aufgegeben haben! Danke, dass Sie nun 3 tollen Hunden ein wunderbares Leben ermöglichen!
Machs gut Abbanon und lass von dir hören –wir freuen uns immer über kleine Berichte und Fotos.