Trilly – kleiner Hund – großer Held!

Es ist eine schier unglaubliche Geschichte und eine Geschichte voller Dramatik.

Wenn wir geglaubt haben im Tierschutz könnte uns Nichts mehr schocken, so wurden wir mit Trillys Existenz eines Besseren belehrt….

Auf Sardinien wurde er uns besonders ans Herz gelegt. Man sagte uns, dass seine Zunge aus dem Mäulchen heraushängen würde …. Nicht mehr und nicht weniger hatten wir an Information!

Diese heraushängende Zunge konnten wir auf den Videos und auf Bildern des putzigen Kerlchens sehen… Wir wissen, dass durch die Überzüchtung gerade bei den kleinen Hunderassen solche Zuchtfehler nicht ungewöhnlich sind.

Wir glaubten diesen Informationen! Trilly bekam sehr schnell eine Adoptionsanfrage und seine Interessentin erzählte uns, dass ihr verstorbener „Yorki“ auch diesen Schönheitsfehler hatte … also nichts Ungewöhnliches.

 

Der Schock ereilte uns Alle bei der Übergabe des kleinen Kerlchens an seine Adoptantin am 21. Mai.

Die sehr zuverlässigen Fahrer unseres Transportfahrzeugs übergaben Trilly mit den Worten:

„Der hat einen gebrochenen Unterkiefer und braucht Spezialfutter.“

Es sind nur 8 Worte und doch veränderten diese Worte die ganze Situation.

 

Keine Freude über die so heiß ersehnte Ankunft des kleinen Hundes. Stattdessen Schock, Ungläubigkeit, Hilflosigkeit … Verzweiflung. Wir telefonierten um 3 Uhr morgens mit der Adoptantin, die Trilly trotz des Schocks mit zu sich nach Hause genommen hatte. Wo hätte er auch sonst bleiben sollen? ...

Wir waren ebenso perplex wie die Adoptantin und hatten unzählige Fragezeichen?  Wie konnte es zu so einer unglaublichen Fehlinformation an uns kommen??? und wie würde es nun mit Trilly weiter gehen?

Nach dem ersten Schock und einigen Telefonaten entschied sich die Adoptantin dazu, Trilly als Pflegestelle aufzunehmen und zu betreuen.

Wir sind ihr unendlich dankbar dafür und finden dieses Engagement einfach nur großartig. Die ersten tierärztlichen Untersuchungen und die ersten Röntgenbilder brachten uns weitergehende Informationen und sehr traurige Erkenntnisse. Tatsächlich ist der Unterkiefer missgebildet und kaum entwickelt! Eigentlich ist kein Unterkiefer vorhanden. Das Röntgenbild zeigt es deutlich!

 

Da es zwingend zu klären galt, ob es sich um eine Verletzung oder eine angeborene Missbildung handelt, wurde einige Tage später auch ein CT in einer Zahnklinik veranlasst. Der CT Befund lässt eher auf eine angeborene Missbildung schließen. Es finden sich keine Frakturen oder eine tumorbedingte Zerstörung des Unterkiefers. Der Fach-Tierarzt hat uns gesagt, dass er so etwas in seiner langjährigen Arbeit noch nie gesehen hat!


An dieser Stelle haben Sie - als Leser - und auch wir viele offene Fragen: wie konnte dieser Hund überhaupt überleben? Welche Schmerzen hat er noch und welche Schmerzen hat er aushalten müssen? Ist sein Leben lebenswert? Wie kann er Nahrung zu sich nehmen?

Sein wunderbares Pflegefrauchen ließ sich nicht entmutigen. Sie probierte verschiedenste Wege aus ihn zu füttern. Im Anfang war es etwas holprig ...aber dann spielten sich Mensch und Tier aufeinander ein. Trilly wird wie ein Kleinkind mit dem Löffel gefüttert! Er bekommt einen Futter-Brei. Anders ist eine Nahrungsaufnahme für ihn kaum möglich. Stolz berichtet uns sein Pflegefrauchen, dass er nach einer Woche bereits 100 g zugenommen hat. Für einen 2kg Hund sind 100 g Gewichtszunahme fantastisch. Ebenso muss auf die Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Denn auch hier kann er mit der Zunge nicht genug Wasser aufnehmen. Deshalb gibt es regelmäßig einige Spritzer mit einer Pipette in den Rachen.

Wir geben jedoch noch nicht auf und möchten alle Möglichkeiten und Ideen ihm zu helfen ausschöpfen. So ist es der Plan seine Befunde und seine CT- und Röntgenaufnahmen an eine sehr renommierte Klinik in München weiterzuleiten… wir wollen alle Möglichkeiten ausloten ihm vielleicht doch mit einer Prothesenkonstruktion helfen zu können….

 

Vielleicht bleibt er aber auch ein Pflegefall für den Rest seines Lebens!

 

Eine weitere Herausforderung muss jedoch zeitnah umgesetzt werden.

Da Trilly nicht kauen kann, sind seine Zähne im Oberkiefer und die wenigen im missgebildeten Unterkiefer in einem grauenhaften und besorgniserregenden Zustand. Sein Mundgeruch ist sehr streng…( das möchten wir nicht weiter ausführen…)

Die Zahnwurzeln liegen frei! Es müssen alle Zähne gezogen werden!!! Ein Termin im Juli ist bereits vereinbart. Zu den bereits entstandenen Untersuchungskosten von Röntgen und CT-Aufnahmen, Blutbild und Spezialfutter über 1.100 Euro rechnen wir mit weiteren Behandlungskosten von ca.800 Euro.

 

Interner Befund Computertomographie der Fachklinik:

Fehlende Knochenstruktur im Mittleren Mandibulabereich auf beiden Seiten, Kiefergelenk und weitere ca 1 cm Mandibula vorhanden, dann Mandibulasymphyse mit den zwei Unterkiefercanini vorhanden, Bereich dazwischen (ca 2-3 cm) vollständig fehlend auf beiden Seiten, kein Hinweis auf Tumorwachstum, keine akuten Anzeichen von Frakturen.

Verdacht auf angeborene Mißbildung oder ältere Verletzung.

Hochgradige Zahnsteinbildung mit freiliegenden Wurzeln an allen Zähne

 

Möglicherweise haben Sie an dieser Stelle Zweifel und halten das Procedere für eine unnötige Quälerei … dagegen steht jedoch Trillys unbändiger Lebenswille und sein Temperament. Dieser Hund hat so viel positive Energie und spielt und tobt, wie ein vollkommen gesunder Hund. Er kommt mit seiner Behinderung gut zurecht. Er hat bis jetzt damit leben können und er wird auch weiter damit leben! Er grübelt nicht und schaut auch nicht in den Spiegel. Es ist berührend, dass er auch von der vorhandenen Hündin „Missy“ ohne Einschränkung akzeptiert ist. Sie erlaubt ihm sogar mit ihrem Lieblingsspielzeug zu spielen und ist in keiner Weise eifersüchtig. Es ist so, als ob sie verstanden hat, dass Trilly ein ganz besonderer Hund ist. Trilly hat Lebensqualität – darüber gibt es nicht den geringsten Zweifel!!!

 

Eigentlich können wir von Trilly und seiner unbändigen Lebensfreude - trotz dieser gravierenden Behinderung - nur lernen.

Wie heißt es auch : “Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“.

 


Trilly - jetzt ist er ein Super-Held!

Ein Held war er für uns und sein Pflegefrauchen, seit wir ihn hier in Deutschland haben und ihn näher kennenlernten. Trotz seiner unglaublichen Behinderung - ihm fehlt der halbe Unterkiefer - bewies er eine unglaubliche Lebensfreude. Von Anfang an war er fröhlich und glücklich…er hatte sich mit seiner Missbildung arrangiert. Leider gab und gibt es keine medizinisch sinnvolle Lösung für sein Handicap.

Ein Vorschlag, den fehlenden Kiefer durch ein Rippen -Transplantat zu ersetzen, erschien uns abwegig und das Risiko viel zu groß. Diese Idee wurde noch niemals zuvor umgesetzt. Wir wollten ihn einer solchen OP nicht aussetzen.

 

Um die Extraktion aller vorhandenen Zähne kam der kleine Kerl jedoch nicht herum. Die Zahnwurzeln lagen teilweise frei – die Mundhöhle war ein einziger Entzündungsherd. Anfang Juli war es dann so weit und die Zahn-Spezialisten befreiten Trilly von den Zähnen und den damit verbundenen Schmerzen und dem starken Mundgeruch. Trilly hat den Eingriff unglaublich gut verkraftet!

Am Tag danach war er bereits wieder putzmunter. Wir trauten unseren Augen nicht, als sein Pflegefrauchen uns ein Video schickte, in welchem Trilly sich unbeirrt an der Futterschüssel (Trockenfutter !) seiner Freundin „Missy“ versuchte. Obwohl er ein Hunde-Zwerg ist, hat er ein riesengroßes Kämpferherz. Wir sind sicher, dass er nun ein schmerzfreies und glückliches Leben führen kann. Deshalb verabschieden wir uns von ihm als Notfall-und Spendenhund.

 

Ein großes „Danke schön“ geht an alle Spender und Alle, die ihm die Daumen gedrückt haben.

Unbezahlbar ist die Leistung seines Pflege-Frauchens, die unbeirrt an seiner Seite ist!

Vermutlich ist es deshalb kaum eine Überraschung, dass Trilly für immer bei ihr bleiben wird.

In den nächsten Tagen wird selbstverständlich sein besonderes Happy end hier zu lesen sein.

Download
Trilly - Zahnschmerzen hören der Vergangenheit an
Video.mov
QuickTime Video Format 4.4 MB

Die Zähne mussten alle gezogen werden!